Die Uhr, die vom Himmel fiel


Ein Kunde kommt ins Geschäft und wünscht einen Uhrenservice für seine IWC Fliegeruhr. Dabei bittet er inständig, die Gehäusekratzer nicht wegzupolieren. Diese seien Erinnerungen an bewegende Momente seines Lebens. Das Interesse von Zeit Zone Zürich war geweckt, und so erzählt Martin Siebenmann seine aussergewöhnliche Geschichte.

Es versprach, ein grossartiges Abenteuer zu werden. Martin Siebenmann wurde von einem guten Freund eingeladen, ein in Südafrika restauriertes Flugzeug in die Schweiz zu überführen. Beim Flugzeug handelte es sich um eine de Havilland D.H 82 Tiger Moth, einen einmotorigen Doppeldecker aus dem Jahr 1941, bekannt aus dem Film «Lawrence of Arabia». Die Reichweite dieses britischen Flugzeugs beträgt mit Zusatztank gerade mal 500 Kilometer. Zwei Piloten und als Begleiter ein Medizinstudent und Martin Siebenmann machten sich auf die weite Reise; jeweils zwei Personen im Flugzeug und zwei Personen im begleitenden

Land Rover. IWC sponserte die beiden Piloten mit je einer IWC Fliegeruhr. Mit unzähligen Zwischenstopps durchquerte das Quartett Simbabwe, Mosambik, Tansania, Kenia und gelangte so bis nach Äthiopien. Nach einer längeren Etappe wurde, kurz vor Addis Abeba, der Sprit knapp. Die Maschine landete zur Treibstoffsuche in einem Dorf in der Nähe der Stadt Awassa, 280 Kilometer südlich von der Hauptstadt. Die Treibstoffsuche zog sich hin, und erst sechs Stunden später, der Land Rover war inzwischen ebenfalls eingetroffen, ist die Maschine wieder startklar. Martin Siebenmann nimmt auf dem Vordersitz Platz, den Piloten in seinem Rücken

Schon kurz nach dem Start kommt die Maschine in starke Turbulenzen. Auf einer Höhe von 100 Metern wird sie von gefährlichen Scherwinden gepackt und praktisch unmanövrierbar. Der Doppeldecker schmiert ab und knallt aus einer Höhe von 35 Metern, Nase voran, in einen Vorgarten, glücklicherweise genau zwischen eine Hütte, einen Ziehbrunnen und einen Baum. Der Pilot hängt mit verletzten Hals- und Rückenwirbeln in seinen Gurten. Der Passagier Martin Siebenmann ist mit dem Kopf aufgeschlagen, und seine Stirn liegt bis auf den Schädel offen. Seine beiden Füsse sind gebrochen, einer davon mit einem komplizierten offenen Bruch. Der Land Rover fährt die beiden in ein nahe gelegenes Militärspital. Da kein Antibiotikum verfügbar ist, befürchten die Militärärzte eine Blutvergiftung und wollen den einen Fuss aufgeben. Der mitreisende Medizinstudent interveniert:

Bis zu einer möglichen Blutvergiftung dauert es noch eine Zeit, und diese wollen die Kollegen nutzen. So verschieben die Ärzte die Amputation auf den nächsten Tag. Fieberhaft wird Hilfe gesucht. Der Zufall will es, dass die Schweizer Helimission mit einem Helikopter in Addis Abeba steht. Um 16 Uhr stürzt das Flugzeug ab, um 9 Uhr des nächsten Tages landet der Helikopter vor dem Militärspital, und der Fuss kann im Spital in Addis Abeba gerettet werden. Mittels Antibiotika und Morphium werden Martin Siebenmann und der Pilot reisefähig gemacht und mit der Ethiopian Airlines über Frankfurt nach Zürich geflogen. Für Martin Siebenmann beginnt ein langer Spitalaufenthalt. Der Pilot kann das Spital relativ rasch verlassen.

Er besucht bei seinem Spital- Austritt Martin Siebenmann in seinem Zimmer und schenkt ihm die havarierte IWC, die zusammen mit den beiden vom Himmel gefallen war. Die Kratzer auf dem Gehäuse erinnern Martin Siebenmann an das viele Glück im Unglück. Und es erinnert ihn an die Freundschaft mit dem Piloten, die, im wahrsten Sinne des Wortes, Höhen und Tiefen erlebt hat und bis heute besteht.

Martin SiebenmannMartin Siebenmann ist gelernter Schreiner, diplomierter Architekt und Inhaber von 7Möbel. Sein Geschäft ist spezialisiert auf die Herstellung von schönen Massmöbeln für Private und Ladengeschäfte. Er ist auch verantwortlich für das aktuelle Interieur von Zeit Zone Zürich. Weitere Beispiele seiner Arbeit finden Sie unter http://www.7moebel.ch.